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Als ich vor zwei Jahren das erste Mal in Siaya war, fehlte mir lange Zeit ein guter Gesprächspartner vor Ort. In den ersten Monaten hatte ich die Sehnsucht, mit jemanden zu sprechen, der oder die vielleicht gereist war und meinen Background ein bisschen verstehen konnte. Ich weiß noch, wie ich mich einmal regelrecht auf einen jungen überraschten Engländer gestürzt hatte, den ich auf der Straße gesehen hatte, nur um mich über das Erlebte auszutauschen, haha. Schließlich machte ich Bekanntschaft mit zwei kubanischen Ärzten, die im staatlichen Krankenhaus arbeiteten. Wir wurden zwar nicht die besten Freunde, aber ich besuchte sie manchmal und es war eine nette Abwechslung.

Nun ist es für mich persönlich so, dass ich ungern nach Gefallen frage, besonders wenn sich privates und berufliches vermischt. Aber die Hautausschläge der Kinder, die im Waisenhaus wohnen, wurden leider irgendwie nicht besser, sodass ich mir dachte: fragen kostet nichts. Und tatsächlich versprach sie sofort, an ihrem freien Samstag vorbeizukommen. Juhuu! Aber würde die Kommunikation gut klappen, würde sie wirklich wissen, wie die Krankheiten richtig zu behandeln sind und wäre sie bereit, auch regelmäßig zu kommen?

Nunja, was soll ich sagen, manchmal mache ich mir auch zu viele Gedanken. Yaquelin und ihr Freund Alberto sind wunderbare, liebevolle Menschen. Sie haben sich zunächst viel Zeit genommen, um unseren Vorrat an Medizin zu begutachten und zu erklären. Schön war die Reaktion auf die Erste Hilfe-Kästen, die aus Deutschland mitgebracht wurden: „This is gold! GOOOLD!!“. Danach haben sie die Kinder untersucht, gemessen und gewogen. Als Mittel gegen die Hautinfektion verschrieben sie waschen mit Guavenwasser 😉 (gekochte Blätter des Guavenbaums).

Inzwischen waren die beiden schon das zweite Mal da, und es war wieder wertschätzend und gut und sinnvoll. Dieses Mal gaben sie einer ausgewählten Runde (Lehrerinnen und Hausmütter) eine Erste-Hilfe-Training mit Schwerpunkt Verbrennungen. Kochstellen auf Steinen und frei herumlaufende Kinder sind eine gefährliche Kombination, aber auch jedes heiße Gericht oder Getränk kann schnell mal an die Haut geraten. Überrascht hat mich, dass auch hier Sonnenbrand sehr häufig ungesehen die Haut schädigt. Weitere Themen waren die Behandlung von Schnittwunden und Medizin bei Durchfall/Erbrechen. Caro zeigte sich beeindruckt vom Heimlich-Manöver, mit dem man Kinder und auch Erwachsene vorm Ersticken retten kann: „Heute haben wir etwas neues gelernt.“. Am Ende gab es noch Zeit für Fragen, wobei die Prüfung von allgemein bekannten Hausmitteln im Mittelpunkt stand.  Abgerundet wurde der Vormittag mit Tee und Mandazi (frittierte süße Brötchen), obwohl der Blutdruck bei vielen tendenziell etwas zu hoch war – ich habe für nächstes Mal Möhren und Avocado angeregt 😉. Denn in zwei Wochen kommen sie wieder, mit neuen Themen und um weiterhin ein Auge auf die Kinder zu haben. Ich hüte mich davor, langfristige Prognosen für zu Zusammenarbeit zu machen, aber die zwei Besuche waren so wunderbar, dass es mich hoffen lässt!

Achja, der eine Ausschlag am Kopf war weg und ist wiedergekommen – Behandlung wird verlängert – und der andere Ausschlag an den Armen ist tatsächlich fast bis komplett weg!

Am Ende gab Becher für die Kinder.

Yaquelin ist übrigens auch diejenige, die mich mit Nachrichten aus dem Krankenhaus versorgt. Der Governor und einige Minister waren letzte Woche da und haben die Notfall-Strategien untersucht. Es scheint so, als wäre man jetzt endlich auf den möglichen großen Ausbruch von Covid-19 vorbereitet. Lieferungen von Tests sind eingetroffen, alle werden bei Eintritt ins Krankenhaus abgesprüht, die Sortierung der Patient*innen nach Krankheit wurde optimiert und es gibt Regelung wer wann in welches Quarantänezentrum muss/müsste. Die Zahlen in Kenia steigen weiterhin, inzwischen auch ein bisschen schneller, was wohl daran liegt, dass mehr getestet wird: 672 Infizierte, 32 Verstorbene, 239 Genesene. Allerdings konzentriert sich das Infektionsgeschehen sehr auf Nairobi und Mombasa, hier in Siaya gab es seit den zwei vor drei Wochen keine neuen Fälle.

Und die kleine Jane bekam eine Decke 🙂

Ich hoffe, euch geht’s auch gut!

Liebe Grüße,

Eure Meike

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