Menschen gehen Straße entlang

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Ihr Lieben!

Letztens hatte unsere Schulleiterin Helida eine super Idee. Lass die Kinder doch während dieser langen Ferien Hausaufgaben machen! Bildung ist eines unserer Kernthemen und es nervt uns sowieso, dass die Schule gerade geschlossen bleiben muss (wenn auch verständlicherweise). Darum sind Hausaufgaben das Mindeste, was wir für die Kids tun können. Die kenianische Privatschulen-Vereinigung bringt für alle regulären Schulferien ein Aufgabenheft heraus, drei Euro pro Stück. Schnell wurde es für die Klassen 1 bis 3 bestellt. Aber wie erhalten die Schüler*innen eigentlich die Hefte, wenn wir sie nicht in die Schule einladen können? Post gibt’s nicht. Also?

Die Task Force

Richtig, wir besuchen die Kinder einfach zu Hause! Und mit „wir“ meine ich die Lehrerinnen, die eh gerade Zeit haben, und mit „einfach“ meine ich eigentlich eine gründliche Vorbereitung. Es gab zwei Planungstreffen, verschiedene Listen, Telefonate zur Voranmeldung, Taschen voller Bücher und Reden von George dem Organisationsgenie. Ausgerüstet mit Mundschutz und Handdesinfektionsmittel zogen sie dann also los, um an zwei Tagen 115 Kinder zu besuchen. Neben der Bücherausgabe hatten die Lehrerinnen zudem die Aufgabe, fehlende Informationen in den Profilen der Kinder zu vervollständigen sowie den Wohnort in eine Karte einzutragen. Das letzte erschien uns sinnvoll, weil es ist immer wieder schwierig ist, Wegbeschreibungen zu verstehen, da nur manche Straßen Namen tragen bzw. diese Namen auch nicht einheitlich sind und viele Häuser auch an entlegenen Pfaden liegen. Am ersten Tag war ich dabei, und ich weiß nicht wie viele Kilometer wir gelaufen sind, aber wir waren fünf Stunden auf den Beinen und ich war lange nicht mehr so erschöpft! Ein Hoch auf diese Frauen, die das zwei Tage lang durchgezogen haben, und besonders auf Helida, die uns stets zielsicher zu allen auch noch so versteckten Häusern führte.

Esther erklärt ihrer Schülerin das Aufgabenheft
Sie besuchten alle Kinder, egal wie weit weg sie wohnen.

Elli und Julia konnten an diesen Tagen leider nicht dabei sein, weil sie schon auf dem Weg nach Nairobi waren, um von da zurück nach Deutschland zu fliegen. Wenn du dich wunderst, wie das zu diesen Zeiten möglich ist, dann wunderst du dich zu Recht. Es lohnt sich mit der Botschaft in Kontakt zu sein, denn die hat uns über den Sonderflug für Heimkehrer informiert. Und Julia und Elli haben dann diese Chance genutzt, weil sie aus verschieden Gründen zu Hause sein mussten/wollten. So weit so gut, aber nun ist es so, dass seit dem 6. April niemand mehr nach Nairobi rein (oder aus Nairobi raus) darf, alle Straßen sind abgesperrt. Ich bin mir ehrlichgesagt nicht ganz sicher wie es Julia geschafft hat, aber nach tagelangem Hin und Her, Briefen, Telefonaten und Treffen mit wichtigen Leuten hatte sie am Ende ein schickes Schreiben in der Hand, mit Unterschrift und Stempel und allem Drum und Dran. Dieses Schreiben hat sie durch die Polizeikontrollen gebracht und inzwischen sind die beiden gut in ihrer jeweiligen häuslichen Quarantäne in Deutschland angekommen.

Und ich? Ich habe keine Eile, nach Deutschland zurückzukommen, hatte eh geplant drei Monate hier zu sein. Ich fühle mich wohl und bin gut versorgt. Und die Arbeit im Projekt macht Spaß, geht voran und fühlt sich an wie etwas, das einfach gut ist.

Corona-News: Nächtliche Ausgangssperre wurde um weitere 21 Tage verlängert. Ansonsten nichts neues.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,

Eure Meike

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