10 Sauberes Wasser

Zehn ist doch eine gute Zahl. Zehn Blogbeiträge. Damit schließe ich diese Blog-Reihe vorerst ab. Ich bin schon seit einem Monat gar nicht mehr in Siaya und kann deshalb nicht mehr live berichten. Das Leben in Siaya hat mich so sehr geprägt, dass ich jetzt „Peace and Development Work“ in Schweden studiere. Ich sage euch, es gibt so viel zu lernen! Und es ist schön zu wissen, dass es da draußen ganz viele Leute gibt, die sich auch schon intensiv mit den Themen beschäftigt haben, die mir den Kopf zerbrechen: Armut, Ungleichheit, fehlende Sicherheit, Arbeitslosigkeit, Korruption, usw.

2015 hat die UN die 17 Sustainable Development Goals (SDGs, deutsch: Ziele für nachhaltig Entwicklung) veröffentlicht, die zusammentragen, was man sich für unsere Welt alles wünschen könnte. Manche sagen, sie seien zu ambitioniert, aber sie geben der Welt die Richtung, in die es gehen sollte. Es geht nämlich um eine Welt, in der es eben keine Armut und keinen Hunger mehr gibt (SDG 1&2), in der alle Zugang zu hochwertiger Bildung haben (SDG 4), in der Frauen gleichberechtigt sind (SDG 5), in der nachhaltig konsumiert und produziert wird (SDG 12), die nicht von uns zerstört wird (SDG 13), … lies mehr hier: https://17ziele.de/. Zu jedem Ziel gibt es im Übrigen ganz praktische Tipps, was DU tun kannst!

Auch wir von Häuser für Waisenkinder versuchen unseren bescheidenen Beitrag bei der Umsetzung der SDGs zu leisten und adressieren in Siaya um die 10 von 17 SDGs. Zum Beispiel auch das SDG 6: Sauberes Trinkwasser. Und hier kommt Paul ins Spiel. Wenn wir vor Ort oder auch in Deutschland liebevoll von „Paul“, „Paulwasser“ oder dem „Paulhaus“ sprechen, gibt es immer wieder verwunderte Blicke. Wer ist Paul?? (Wenn es tatsächlich eines Tages mal eine Person namens Paul im Projekt geben sollte, könnte es zu Verwirrungen kommen.) Zur Erinnerung für alle, die unsere News noch nicht so lange verfolgen: PAUL bedeutet Portable Aqua Unit for Lifesaving und ist unser Wasserfilter.

Seit September 2019 ist Paul schon in Siaya, aber jetzt endlich ist er in seinem eigenen Haus komplett angeschlossen an Wassertanks und kann rund um die Uhr schmutziges Wasser zu Trinkwasser filtern. Man kann von außen abfüllen und Paul steht sicher im Inneren. Auf der Außenwand steht in großen Lettern „clean water for life“, sauberes Wasser fürs Leben. Damit gibt es unbegrenzt und kostenlos Trinkwasser und damit auch mehr Gesundheit für alle!

Ansonsten geht alles seinen Gang. Der Schulbau, von dem ich im letzten Beitrag berichtete, schreitet in großen Schritten voran. Die Wände stehen komplett, weiter geht’s bald mit dem Dach, Fenstern und Türen. Die Lehrerinnen besuchen weiterhin die Kids und bauen immer bessere Beziehungen zu den Familien auf. 79 Kinder erhalten weiterhin wöchentliche Lebensmittelspenden.

Wie schön, wie man mit einfachen Mitteln ziemlich viel bewirken kann.   

Verfolgt uns weiterhin, und seid gespannt, auf welche Art und Weise wir euch in Zukunft auf dem Laufenden halten werden, ich bin es auch 😉

Liebe Grüße!

Meike

09 Jenga

Lange haben wir gespart, jetzt ist es soweit: Wir bauen wieder! Keine Bange, es geht hier nicht um umfallende Türme – „jenga“ ist Suaheli und bedeutet lediglich „bauen“. Ganze zwei Klassenzimmer sollen es werden. Wenn du unser Projekt schon länger verfolgst, weißt du, dass wir letztes Jahr im November das Voting vom YouTube-Kanal „Lets Bastel“ gewonnen haben, vielleicht sogar mit deiner Hilfe. Sensationelle 10.000 Euro erhielten wir damals für den Schulbau – noch einmal danke an alle Voter*innen und an Michael Truppe von Lets Bastel!

Der Planungsprozess war nicht ganz einfach. Wie viel wird der Bau wirklich kosten? Schaffen wir es allein, oder sollten wir Geld vom BMZ beantragen? Bis wann brauchen wir die neuen Klassenzimmer? Wie viele Klassenzimmer? Und die größte Debatte: Welche Bauweise wählen wir? Es wird dich überraschen, dass wir dieses Mal nicht mit Lehm bauen.

Der Hauptgrund ist vielleicht, dass uns die Behörden Unsicherheit geben. Sie glauben der neuen Lehmbau-Technologie nicht. Bisher sind unsere Bemühungen, eine offizielle Genehmigung zu erhalten, ergebnislos geblieben. Wir werden weiterhin versuchen, den modernen Lehmbau voranzubringen, und in Zukunft auch sicherlich wieder darauf zurückgreifen. Aber dieses Mal, auch zu Vergleichszwecken, werden wir mit Betonsteinen bauen.

Es zeigt sich mal wieder, dass hinter jedem Übel auch etwas Gutes steckt: Die Bauarbeiten müssen zurzeit nicht auf die Schule Rücksicht nehmen. Wobei es mehr darum gehen würde, die Kinder von der Baustelle fernzuhalten, als dass man die Kinder vor Baulärm schützen müsste.

Stellt euch mal eine Baustelle ohne Presslufthammer, Betonmischer, jeglicher Maschinen vor: eine göttliche Ruhe. Das lauteste Geräusch ist das Schippen von Sand und Kies. Ein fehlender Stromanschluss hat seine Vorteile. Allerdings macht er das Arbeiten nicht leicht, hier werden mehr Muskeln aufgebaut als in jedem Fitnessstudio. Genauso wenig hilft ein fehlender Wasseranschluss. Beides gibt es in Siaya, aber wir sind zu weit weg, als dass wir uns einen Anschluss derzeit leisten könnten. Darum pumpen wir Wasser vom Fluss, und wenn es bewölkt ist (Solarpumpe), wird es in 20-Liter-Kanistern geschleppt.

Wir freuen uns, dass es endlich vorangeht, und dass wir den Menschen vor Ort in diesen Krisenzeiten Arbeit geben können. Im Januar kann die dritte Klasse dann aus dem provisorischen Klassenzimmer (= ehemaliges Lager) in ein schickes neues Klassenzimmer ziehen.

Stay tuned!

Liebe Grüße aus Siaya

Meike    

08 Wenn die Kinder nicht in die Schule kommen dürfen, dann kommt die Schule eben zu ihnen!

Seit letztem Dienstag ist es offiziell. Die Schulen bleiben in Kenia bis Januar 2021 geschlossen und das Schuljahr wird komplett wiederholt. Oh Schreck. Und das „nur“ wegen Corona. Aber tatsächlich lohnt es sich nicht wirklich, im September weiterzumachen, da schon zu viel Stoff verpasst wurde. Weiterhin steigen die täglichen Infektionszahlen kontinuierlich, sodass Kenia noch weit entfernt von Entwarnung ist.

Egal wie wir es finden, wir müssen uns damit abfinden und das Beste draus machen. Und wenn die Kinder nicht in die Schule kommen dürfen, dann kommt die Schule eben zu ihnen! Wir haben ein sicherlich einmaliges Programm begonnen, bei dem alle 114 Schulkinder zu Hause besucht werden. Alle zwei Wochen ziehen die Lehrerinnen mit einem imaginären Koffer voller Aufgaben und einer realen Gesichtsmaske los.

Bei den Besuchen erhalten die Kinder kleine „Hausaufgaben“, z.B. Tiere aus Erde formen, Zahlen und Buchstaben schreiben, das Vaterunser auswendig lernen, Lieder in ihrer Muttersprache Dholuo lernen, einen Besen basteln, usw. Weiterhin sollen die Lehrerinnen den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden der Kinder einschätzen, und die Kinder ggf. zum Ärztetag in die Schule einladen.

Die Zeit wird zeigen, welche Früchte diese Arbeit tragen wird. Wir hoffen, dass die Kinder so das Lernen nicht vergessen werden und dass sie viele Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln und verbessern können. Wir hoffen, dass die Kinder durch die Kontrolle und Motivation der Lehrerinnen von den jeweiligen Erziehungsberechtigten gut versorgt werden. In den Häusern, in denen es problematisch war, deuten erste Rückmeldungen vom zweiten Besuch immerhin auf eine Verbesserung der Sauberkeit und Ordnung hin. Wir hoffen, dass gute, vertrauensvolle Beziehungen zu den Familien gepflegt werden können, damit gemeinsam an einer glücklichen Zukunft der Kinder gearbeitet werden kann. Die Schule investiert viel Zeit und Mühe in das Wohlbefinden der Kinder, und immer mehr Familien erkennen dies auch und schätzen es wert. Es ist mir die pure Freude, bei all dem dabei zu sein und hoffe, dass es auch aus der Ferne bei euch ein Lächeln auslöst 😊.   

Danke an alle, die diese Arbeit gedanklich und finanziell unterstützen! Besonders möchte ich den Patinnen und Paten danken, ohne die all das nicht möglich wäre. Bei Interesse an einer Patenschaft einfach melden bei patenschaft@hfw-kenia.org!

07 Projektalltag

Liebe Alle!

Willkommen im Projektalltag! Dieser sieht für jede von uns „Mzungus“ (so werden Leute mit weißer Hautfarbe hier genannt) anders aus. Mein Fokus hat sich mit der Zeit herauskristallisiert: Organisation, Ordnung und Kommunikation nehmen viel Raum ein. Die Zentrale allen Handelns ist das Büro, zurzeit in einem Klassenzimmer – Platz für Social Distance. Hier melden sich Besucher, z.B. der Handwerker, der ein Angebot machen soll oder die Mutter, die fragt, ob sie auch Essensrationen erhalten kann oder einfach reden möchte, usw. Die meiste Zeit arbeite ich mit George zusammen. Es gibt so viele kleine Themen, sodass wir uns normalerweise täglich mit unseren jeweiligen Listen begrüßen, die wir dann gemeinsam abarbeiten. Zwischendurch schauen wir uns den Fortschritt der laufenden Arbeiten an, fragen, ob im Waisenhaus alles okay ist und fügen so meistens weitere Punkte zu unseren To-Do-Listen hinzu. 

Okay, aber jetzt mal ganz praktisch, was passiert gerade im Projekt?

FELD UND GARTEN – läuft. Täglich werden verschiedene Blattgemüse geerntet und die Anzucht von mehr hat begonnen – sollte die Schule wieder öffnen, brauchen wir mehr, und wenn nicht, können wir verkaufen. Weiterhin gibt es Kürbisse, Tomaten, Zwiebeln, Möhren, Gurken, Petersilie, Koriander, Mais, Bohnen, Kohl. Mein persönliches Highlight des Gartens ist das Drip-System. Das sind kleine Wasserschläuche mit Mini-Löchern, aus denen Wasser tropft – das spart das mühsame Gießen per Hand und ist viel effektiver.

WAISENHAUS UND KINDER – fantastisch. Eine Sache, die Elli und Julia im April noch angestoßen hatten, waren Fliesenarbeiten im Waisenhaus. Ich fand den Betonboden auch nicht so schlecht, aber jetzt, wo die Fliesen drin liegen, muss auch ich gestehen, dass das VIEL besser ist! Abgerundet wird der neue Look mit neuen bunten Vorhängen an richtigen Gardinenstangen. Ein Ort zum Wohlfühlen <3. Und den Kindern geht es nach wie vor super!

Neu sind die Waisenhaus-Hausregeln. Sie sind jetzt schwarz auf weiß aufgeschrieben und werden durch einen Wochen-Aufgabenplan für die Kinder ergänzt. Die Regeln wurden auf anschauliche Art und Weise von George eingeführt und beinhalten so schöne Dinge wie „wir lieben Bäume und Tiere“, „leg deine Kleidung ordentlich in den Schrank“ und „wir sind eine Familie und wir helfen uns gegenseitig“.

WASSERVERSORGUNG – endlich okay! Wir haben eine lange Phase der Frustration mit unzuverlässigen Klempnern hinter uns, aber jetzt scheint endlich alles zu funktionieren. Neben einigen kleineren Reparaturen ist der größte Erfolg, dass die Solarpumpe nun problemlos Wasser vom Fluss in die Regenwassertanks pumpen kann, ganz ohne Undichtigkeiten. Wie mit so vielen, weiß man funktionierende Systeme erst so richtig zu schätzen, wenn sie mal kaputt gewesen sind.

SONSTIGES. Ein Hinweisschild für den Verkauf von unseren Zaunpfählen steht endlich. Neue Bäume wurden gespendet und eingepflanzt. Neun süße Küken! Fäkalkomposterde auf die Felder gebracht. Solar-Bewegungsmelder-Licht installiert. Eine Katze schwanger. Wöchentliche Essensrationen für 72 Kinder. Und vieles mehr!

Alles Liebe und bis bald!

Meike

06 neue Schwerpunkte im Projekt

Hallo zusammen!

Entschuldigt die etwas längere Pause. Ich habe realisiert, dass ich eh keinen vollständigen Bericht von allem, was hier passiert, geben kann, und darum versuche ich es gar nicht erst. Außerdem haben Normalität und Routine meinen Mitteilungsdrang etwas gedämpft 😉.

Wie geht’s mir in Kenia so? Ziemlich gut, aber das Land kämpft weiterhin gegen die Pandemie. Heute hat der Präsident verkündet, dass die nächtliche Ausgangssperre, die Abriegelung von Nairobi und Mombasa sowie die internationalen Reisebeschränkungen um 30 Tage verlängert werden. Viele hatten sich mehr Lockerungen gewünscht, aber bei den steigenden Infektionszahlen überrascht es mich nicht. Stand 6. Juni: 2.600 Infektionen, 83 Todesfälle – vor nur einer Woche waren es noch 1.745 Infektionen.  

Als die Coronakrise hier begann und die Schulen am 16.3. geschlossen wurden, dachten wir, dass es sich um vielleicht einen, maximal zwei, Monate handeln würde. Derzeit sieht es allerdings so aus, als würden die Schulen erst im September wieder öffnen. Wir machen uns ernsthaft Gedanken, wie wir sicher gehen können, dass es den Kindern in der Zwischenzeit gut geht.

Eine Möglichkeit, von der ich auch schon berichtet hatte, sind die wöchentlichen Notfall-Essensrationen. Mit Mais, Reis und Bohnen wird der Hunger gestillt. Wir stocken regelmäßig auf und dank einer Umverteilung unserer Ausgaben sowie verschiedener Spender (darunter natürlich unsere vielen treuen Paten <3) können wir inzwischen 59 Familien unterstützen!

Nun wollten wir unsere Lehrerinnen nicht entlassen und haben entschieden, dass sie (wenn auch bei geringerer Bezahlung) ein Outreach-Programm aufbauen sollen. Das heißt: Die Kinder regelmäßig zuhause besuchen, ihnen Aufgaben und Aktivitäten geben und prüfen, ob sich gut um sie gekümmert wird. Wie das im Einzelnen aussieht, werden wir nächste Woche gemeinsam erarbeiten, aber natürlich werden wir sichergehen, dass dabei alle Abstands- und Hygienemaßnahmen eingehalten werden.

Letzten Dienstag haben wir alle Angestellten zusammengerufen, um ihnen mit ihnen über die Krisensituation zu sprechen. Wie schon angedeutet, wollen wir niemanden auf die Straße setzen, zumal Rücklagen bei den meisten kaum bis nicht vorhanden sind. Wir freuen uns, dass wir durch Neuorganisation von Aufgaben eine Weiterbeschäftigung mit reduzierten Gehältern gewährleisten können. Alle arbeiten drei bis vier Tagen pro Woche (anstelle fünf oder sechs) und die Köchinnen helfen im Garten und beim Rasenmähen. Und sie denken sich auch manchmal Spiele und Aktivitäten für die Waisenhauskinder aus, damit die sich nicht allzu sehr langweilen und vielleicht auch noch ein oder zwei Sachen lernen. An anderen Tagen machen das sehr erfolgreich die Lehrerinnen, und selten auch mal ich 😉.   

All diese neuen Entwicklungen werden von vielen wunderbaren Menschen vorangetrieben. Das Team in Deutschland hat immer wieder wertvolle Ideen. Wir stehen durch Online-Treffen und WhatsApp-Nachrichten in regem Austausch. Hier vor Ort brainstorme ich dann mit George, wie die Ideen am besten umgesetzt werden können, und oft kommen uns dabei neue Ideen. Je nach Thema wird auch mal ein größeres Treffen mit den Mitgliedern von MOCC einberufen (MOCC = Mbaga Orphaned Children‘s Centre, der Name des Projekts und des Vereins hier). Irgendwie kommt am Ende dann etwas raus, was meist ziemlich gut ist. Eine schöne Teamarbeit! <3 (… und wenn du Interesse hast, mitzuwirken, sag Bescheid! Wir freuen uns immer über neue Leute!)

Bis irgendwann mal wieder 😉

Eure Meike

05 Ärztetage

05

Als ich vor zwei Jahren das erste Mal in Siaya war, fehlte mir lange Zeit ein guter Gesprächspartner vor Ort. In den ersten Monaten hatte ich die Sehnsucht, mit jemanden zu sprechen, der oder die vielleicht gereist war und meinen Background ein bisschen verstehen konnte. Ich weiß noch, wie ich mich einmal regelrecht auf einen jungen überraschten Engländer gestürzt hatte, den ich auf der Straße gesehen hatte, nur um mich über das Erlebte auszutauschen, haha. Schließlich machte ich Bekanntschaft mit zwei kubanischen Ärzten, die im staatlichen Krankenhaus arbeiteten. Wir wurden zwar nicht die besten Freunde, aber ich besuchte sie manchmal und es war eine nette Abwechslung.

Nun ist es für mich persönlich so, dass ich ungern nach Gefallen frage, besonders wenn sich privates und berufliches vermischt. Aber die Hautausschläge der Kinder, die im Waisenhaus wohnen, wurden leider irgendwie nicht besser, sodass ich mir dachte: fragen kostet nichts. Und tatsächlich versprach sie sofort, an ihrem freien Samstag vorbeizukommen. Juhuu! Aber würde die Kommunikation gut klappen, würde sie wirklich wissen, wie die Krankheiten richtig zu behandeln sind und wäre sie bereit, auch regelmäßig zu kommen?

Nunja, was soll ich sagen, manchmal mache ich mir auch zu viele Gedanken. Yaquelin und ihr Freund Alberto sind wunderbare, liebevolle Menschen. Sie haben sich zunächst viel Zeit genommen, um unseren Vorrat an Medizin zu begutachten und zu erklären. Schön war die Reaktion auf die Erste Hilfe-Kästen, die aus Deutschland mitgebracht wurden: „This is gold! GOOOLD!!“. Danach haben sie die Kinder untersucht, gemessen und gewogen. Als Mittel gegen die Hautinfektion verschrieben sie waschen mit Guavenwasser 😉 (gekochte Blätter des Guavenbaums).

Inzwischen waren die beiden schon das zweite Mal da, und es war wieder wertschätzend und gut und sinnvoll. Dieses Mal gaben sie einer ausgewählten Runde (Lehrerinnen und Hausmütter) eine Erste-Hilfe-Training mit Schwerpunkt Verbrennungen. Kochstellen auf Steinen und frei herumlaufende Kinder sind eine gefährliche Kombination, aber auch jedes heiße Gericht oder Getränk kann schnell mal an die Haut geraten. Überrascht hat mich, dass auch hier Sonnenbrand sehr häufig ungesehen die Haut schädigt. Weitere Themen waren die Behandlung von Schnittwunden und Medizin bei Durchfall/Erbrechen. Caro zeigte sich beeindruckt vom Heimlich-Manöver, mit dem man Kinder und auch Erwachsene vorm Ersticken retten kann: „Heute haben wir etwas neues gelernt.“. Am Ende gab es noch Zeit für Fragen, wobei die Prüfung von allgemein bekannten Hausmitteln im Mittelpunkt stand.  Abgerundet wurde der Vormittag mit Tee und Mandazi (frittierte süße Brötchen), obwohl der Blutdruck bei vielen tendenziell etwas zu hoch war – ich habe für nächstes Mal Möhren und Avocado angeregt 😉. Denn in zwei Wochen kommen sie wieder, mit neuen Themen und um weiterhin ein Auge auf die Kinder zu haben. Ich hüte mich davor, langfristige Prognosen für zu Zusammenarbeit zu machen, aber die zwei Besuche waren so wunderbar, dass es mich hoffen lässt!

Achja, der eine Ausschlag am Kopf war weg und ist wiedergekommen – Behandlung wird verlängert – und der andere Ausschlag an den Armen ist tatsächlich fast bis komplett weg!

Am Ende gab Becher für die Kinder.

Yaquelin ist übrigens auch diejenige, die mich mit Nachrichten aus dem Krankenhaus versorgt. Der Governor und einige Minister waren letzte Woche da und haben die Notfall-Strategien untersucht. Es scheint so, als wäre man jetzt endlich auf den möglichen großen Ausbruch von Covid-19 vorbereitet. Lieferungen von Tests sind eingetroffen, alle werden bei Eintritt ins Krankenhaus abgesprüht, die Sortierung der Patient*innen nach Krankheit wurde optimiert und es gibt Regelung wer wann in welches Quarantänezentrum muss/müsste. Die Zahlen in Kenia steigen weiterhin, inzwischen auch ein bisschen schneller, was wohl daran liegt, dass mehr getestet wird: 672 Infizierte, 32 Verstorbene, 239 Genesene. Allerdings konzentriert sich das Infektionsgeschehen sehr auf Nairobi und Mombasa, hier in Siaya gab es seit den zwei vor drei Wochen keine neuen Fälle.

Und die kleine Jane bekam eine Decke 🙂

Ich hoffe, euch geht’s auch gut!

Liebe Grüße,

Eure Meike

04 Wandertage der Lehrerinnen

04

Ihr Lieben!

Letztens hatte unsere Schulleiterin Helida eine super Idee. Lass die Kinder doch während dieser langen Ferien Hausaufgaben machen! Bildung ist eines unserer Kernthemen und es nervt uns sowieso, dass die Schule gerade geschlossen bleiben muss (wenn auch verständlicherweise). Darum sind Hausaufgaben das Mindeste, was wir für die Kids tun können. Die kenianische Privatschulen-Vereinigung bringt für alle regulären Schulferien ein Aufgabenheft heraus, drei Euro pro Stück. Schnell wurde es für die Klassen 1 bis 3 bestellt. Aber wie erhalten die Schüler*innen eigentlich die Hefte, wenn wir sie nicht in die Schule einladen können? Post gibt’s nicht. Also?

Die Task Force

Richtig, wir besuchen die Kinder einfach zu Hause! Und mit „wir“ meine ich die Lehrerinnen, die eh gerade Zeit haben, und mit „einfach“ meine ich eigentlich eine gründliche Vorbereitung. Es gab zwei Planungstreffen, verschiedene Listen, Telefonate zur Voranmeldung, Taschen voller Bücher und Reden von George dem Organisationsgenie. Ausgerüstet mit Mundschutz und Handdesinfektionsmittel zogen sie dann also los, um an zwei Tagen 115 Kinder zu besuchen. Neben der Bücherausgabe hatten die Lehrerinnen zudem die Aufgabe, fehlende Informationen in den Profilen der Kinder zu vervollständigen sowie den Wohnort in eine Karte einzutragen. Das letzte erschien uns sinnvoll, weil es ist immer wieder schwierig ist, Wegbeschreibungen zu verstehen, da nur manche Straßen Namen tragen bzw. diese Namen auch nicht einheitlich sind und viele Häuser auch an entlegenen Pfaden liegen. Am ersten Tag war ich dabei, und ich weiß nicht wie viele Kilometer wir gelaufen sind, aber wir waren fünf Stunden auf den Beinen und ich war lange nicht mehr so erschöpft! Ein Hoch auf diese Frauen, die das zwei Tage lang durchgezogen haben, und besonders auf Helida, die uns stets zielsicher zu allen auch noch so versteckten Häusern führte.

Esther erklärt ihrer Schülerin das Aufgabenheft
Sie besuchten alle Kinder, egal wie weit weg sie wohnen.

Elli und Julia konnten an diesen Tagen leider nicht dabei sein, weil sie schon auf dem Weg nach Nairobi waren, um von da zurück nach Deutschland zu fliegen. Wenn du dich wunderst, wie das zu diesen Zeiten möglich ist, dann wunderst du dich zu Recht. Es lohnt sich mit der Botschaft in Kontakt zu sein, denn die hat uns über den Sonderflug für Heimkehrer informiert. Und Julia und Elli haben dann diese Chance genutzt, weil sie aus verschieden Gründen zu Hause sein mussten/wollten. So weit so gut, aber nun ist es so, dass seit dem 6. April niemand mehr nach Nairobi rein (oder aus Nairobi raus) darf, alle Straßen sind abgesperrt. Ich bin mir ehrlichgesagt nicht ganz sicher wie es Julia geschafft hat, aber nach tagelangem Hin und Her, Briefen, Telefonaten und Treffen mit wichtigen Leuten hatte sie am Ende ein schickes Schreiben in der Hand, mit Unterschrift und Stempel und allem Drum und Dran. Dieses Schreiben hat sie durch die Polizeikontrollen gebracht und inzwischen sind die beiden gut in ihrer jeweiligen häuslichen Quarantäne in Deutschland angekommen.

Und ich? Ich habe keine Eile, nach Deutschland zurückzukommen, hatte eh geplant drei Monate hier zu sein. Ich fühle mich wohl und bin gut versorgt. Und die Arbeit im Projekt macht Spaß, geht voran und fühlt sich an wie etwas, das einfach gut ist.

Corona-News: Nächtliche Ausgangssperre wurde um weitere 21 Tage verlängert. Ansonsten nichts neues.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,

Eure Meike

03 Ferien in der Regenzeit

03

Hallo Freunde!

Willkommen beim ‚wöchentlichen‘ Siaya-Update. Stellt euch vor: Es regnet wieder (mehr)! Okay, eigentlich ist das für mich persönlich nebensächlich, aber in den Wochen zuvor war es fast ein bisschen zu wenig gewesen und ohne Regen droht ganz schnell eine Missernte. Jetzt aber sprießen überall der Mais und die Bohnen aus dem Boden, es ist die pure Freude.

Was eine noch größere Freude ist: Die neun Kinder im Waisenhaus beim Aufblühen zu beobachten. Durch die Coronaferien sehe ich mehr von ihnen, als wenn sie den Großteil des Tages in der Schule sind. Die Kinder haben alle ihre individuellen Geschichten, aber das, was die Umstände aus ihnen gemacht hatten, war kurz nach ihrem jeweiligen Einzug nicht mehr zu sehen. Ehemals verschüchterte Augenpaare strahlen jetzt jeden Tag. Keine unsicheren Antworten mehr, sondern freche Bemerkungen schallen einem entgegen. Und besonders begeistern mich die Kreativität und die Talente, die zum Vorschein kommen: alle lernen zu häkeln, man träumt von einer Karriere als Fußballprofi, die Erwachsenen mussten schon eingreifen, damit die Gartenfans nicht das gesamte Gelände ums Waisenhaus umgraben und mit ein bisschen Holz, Erde und Müll lassen sich schicke Häuser und Straßen bauen. Natürlich kann es auch mal langweilig werden, aber dann stellt man einfach irgendwelchen Unsinn an – wie schön, dass die Kinder einfach Kinder sein dürfen 😉 (Regeln gibt es trotzdem!).

Und was macht Corona so? Nach dem, was ich aus den kenianischen Nachrichten (vor allem www.nation.co.ke) und aus den Gesprächen mit einer befreundeten Ärztin aus Siaya so sammle, sieht es wie folgt aus: Der Todesfall in hier im Siaya County, den ich im letzten Bericht erwähnte, hat einiges an Aufregung ausgelöst. Die ersten Menschen sind ins Quarantäne-Zentrum gezogen, dieses wurde vom Leiter des Gesundheitsministeriums höchstpersönlich aufgesucht und es gibt kleine Verbesserungen im Krankenhaus: Lieferung von Schutzkleidung, mehr Ärzte, Trennen der Patienten nach Krankheiten bevor sie alle gemeinsam im Warteraum Platz nehmen. Endlich können auch Test-Abstriche genommen werden, die zwar immer noch nach Kisumu geschickt werden müssen, aber immerhin. Insgesamt sind in ganz Kenia nun 303 Infektionen und 14 Todesfälle zu verzeichnen – langsam, aber unaufhörlich, breitet sich das Virus aus. Die Straßen von Siaya haben sich insofern verändert, als dass in der Stadt eigentlich alle eine Maske tragen. Ich bin erstaunt, wie schnell das passiert ist, und wie schnell man sich auch dran gewöhnt hat! Findet ihr es eigentlich auch komisch, wenn Leute in Filmen keine Maske tragen und sich sogar anfassen?!

Das Büro-Dreamteam: Cellestine und George

Uns drei „Mzungus“ geht es weiterhin gut hier. Von Elli hatte ich schon im ersten Bericht erzählt, sie ist weiterhin viel in den Familien unterwegs. Julia und ich haben nicht viel Aufregendes zu berichten, was nicht bedeutet, dass wir faul waren, nur, dass wir es gelernt haben, uns zurückzuhalten. Im Dezember 2019 hat der Kenianer George endlich die Stelle des Projektmanagers bei MOCC besetzt. Mit ihm stoßen wir sehr viel an, brainstormen, strukturieren und bringen die Verwaltung auf Vordermann. Wir wollen, dass alles so gut, wie es gerade ist, unabhängig von uns weiterläuft.

Zwei Treffen in der letzten Woche möchte ich besonders hervorheben:

1) Das Treffen mit den fünf Arbeiter*innen, die täglich da sind, das mit einer Motivationsrede begann und einem gemeinsamen Rundgang über das Grundstück endete. Mit viel Freude ernteten sie am nächsten Tag das Lob für die bereits erledigten Aufgaben!  

2) Das Treffen mit den fünf Lehrerinnen, die zurzeit normalerweise nicht in die Schule kommen. Es gab im letzten Jahr immer wieder Spannungen zwischen ihnen, sodass ich mich echt fragte, wie das Treffen werden würde. Aber zu meiner großen Überraschung war davon nichts mehr zu spüren – was sicherlich vor allem George zu verdanken ist, der übrigens nebenbei Pfarrer und Seelsorger ist 😊. 

Das wars für heute! Bis bald wieder,

Eure Meike

02 Ostern und Essensrationen

02
Seid gegrüßt!

Ich hoffe, dass ihr alle ein schönes Osterfest hattet, wenn auch vielleicht in einem kleineren Kreis als in manch anderem Jahr. Ich muss gestehen, dass ich Ostern fast vergessen hätte (und es auch zwischenzeitlich immer mal vergessen habe). Durch die Covid19-Sorgen und dadurch, dass ich kaum irgendwie daran erinnert wurde (nicht im Supermarkt; Fernsehen und Radio haben wir nicht), war ich auch gar nicht in Osterlaune. Trotzdem hatten wir dann entschieden, etwas mit den Waisenhaus-Kids zu machen. Ein festliches Ostermittagessen sollte es sein! Als besonderes Essen gab es Nudeln mit Kürbis. Eigentliches Highlight war aber die Zubereitung, denn alle durften mitmachen. Wir waren begeistert, wie konzentriert, gewissenhaft und fröhlich sie dabei waren! Und es war so tamu, so lecker! Am Ende war es also ein schönes Osterfest für uns und die Kids.

Vielleicht kurz zu der Frage nach den kenianischen Ostertraditionen: Da habe ich noch nicht so viel herausgefunden. Mir scheint, als wäre das Fest mehr in den Kirchen als in der Kultur verankert. Und die Kirchgemeinden dürfen sich derzeit nicht versammeln. Darum dürfte es für die meisten ein ziemlich normaler Tag gewesen sein. Glück hatten die Mitarbeiter aller staatlichen Einrichtungen: die durften sich über die nationalen Feiertage und ein langes Wochenende (Freitag bis Montag) freuen.

Okay, ich weiß es nervt, aber: Corona. Es ist und bleibt ja spannend. Obwohl, das ist nicht das richtige Wort, das klingt nach einem Film oder einer guten Neuigkeit, mit der jemand nicht herausrücken möchte. Leider ist Corona hier die ungewisse Zukunft, die immer näher an uns heranzukommen scheint, aber uns den Zeitpunkt ihrer Ankunft nicht nennt. Inzwischen ist viel Zeit seit der Einführung der Maßnahmen vergangen und ich fühle, dass sich viele ein bisschen zu sehr dran gewöhnt haben, ich inklusive. Was ich damit sagen will: Die Gefahr erscheint weit weg. Muss man wirklich so oft Hände waschen? Und das mit dem Abstand ist auch echt schwierig. Man versteht doch niemanden aus zwei Metern Entfernung! Und schwupps, schon steigt das Risiko. Von daher ist es hoffentlich ein guter Weckruf, wenngleich tragisch, dass gestern die Nachricht des ersten Falles aus dem Umkreis von Siaya kam. Der 59-jährige verstarb am Freitag wenige Stunden nach Einlieferung ins Krankenhaus. Das ist genau das, was ich befürchte: dass dadurch, dass so wenig getestet wird, das Virus erst entdeckt wird, wenn die Leute anfangen, daran zu sterben. Ich möchte an dieser Stelle aber auch mal loswerden, dass ich die Art und Weise, wie die Regierung die Situation im Allgemeinen händelt, sehr gut finde. Die Maßnahmen sind überlegt und an die Bedingungen in Kenia angepasst. Außerdem haben sie wirklich frühzeitig reagiert.

Die Lebensmittel und die Seife stehen zur Abholung bereit

Neben all dem geht die Projektarbeit weiter. Julia und Elli haben am Montag die dritte Essensverteilung organisiert. Inzwischen sind es 33 Familien, die als besonders unterstützungsbedürftig eingestuft wurden. Normalerweise werden die Kinder in der Schule mit zwei warmen Mahlzeiten versorgt, aber da die ja gerade geschlossen ist, haben wir uns Sorgen um einzelne Schützlinge gemacht. Wir beobachten die Familien und passen die Verteilungsliste ggf. an, was heißt, dass sie in Zukunft eher länger als kürzer werden wird. Einige Berufe sind aufgrund der Corona-Maßnahmen kaum noch gewinnbringend auszuführen, wie zum Beispiel Motorradtaxifahrer. Wir vermuten, dass bei immer mehr Menschen in Zukunft das Geld knapp werden wird. Wenn du uns dabei unterstützen möchtest, den Menschen Reis, Mais, Bohnen und Seife zu geben, kannst du uns gern anschreiben oder direkt auf unser Spendenkonto überweisen. Eine Ration für eine Familie für eine Woche kostet umgerechnet ca. 5 Euro.  

Häuser für Waisenkinder e.V.
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE88 3705 0299 0081 2795 91

Bis zum nächsten Mal, und bleibt glücklich!

Eure Meike    

01 Leben und Helfen in Siaya während der Corona-Krise

01
Liebe Leute nah und fern!

Wobei, sagen wir nur „fern“, da ich live aus Kenia berichte. Obwohl, in unseren digitalen, globalen Zeiten können wir vielleicht doch nah sagen :-). Die größtmögliche Nähe nach Kenia wird es ab jetzt regelmäßig hier geben. Ich werde ab jetzt über die neusten Neuigkeiten des Projekts berichten, die Reaktionen auf den bevorstehenden Corona-Ausbruch beschreiben und Geschichten des täglichen Lebens erzählen. Ich freue mich über Kommentare, Rückfragen und Anregungen! Es ist immer schön zu wissen, dass ihr an uns denkt.

Auf dem Heimweg vom Vorratskauf

Uns? Zurzeit sind wir zu dritt, die aus Deutschland das Projekt vor Ort in Siaya unterstützen. Dass wir alle hier sind, ist ein kleines Wunder. Elli war noch planmäßig Anfang März eingereist, aber Julia und ich haben kurzerhand alle unsere April-Pläne über den Haufen geworfen und sind zwei bzw. drei Wochen eher als geplant nach Kenia geflogen. Das war auch sehr gut so, haben wir es so immerhin gerade noch so geschafft, bevor Kenia einen Einreisestopp erlassen hat. Jetzt fliegt erst einmal nichts mehr und wir wissen nicht, wann der kommerzielle Flugverkehr wieder startet. Die ungewisse Zukunft kann zwar schon beunruhigen, aber das Wissen, hier gebraucht zu werden und einen sinnvollen Beitrag zu leisten, gleicht das wieder aus. Außerdem sind wir alle drei einfach auch immer sehr, sehr gerne hier!

Ich möchte heute im ersten Bericht von Elli erzählen. Elli leistet wunderbare humanitäre Hilfe, indem sie hier die Familien der Kinder besucht. Dabei hat sie schon den ein oder anderen Notfall entdeckt. Zum Beispiel den 75-jährigen Frederick, Oberhaupt einer sehr großen Familie, der schwerkrank zuhause lag, weil er eine Krankenhausbehandlung von umgerechnet ca. 50 Euro nicht bezahlen konnte. Weiterhin hat sie organisiert, dass die kleine Monica eine lebensrettende OP erhält – sie hatte einen Bauchfellbruch. Möglich wird all das mit der unglaublich großzügigen Unterstützung aus Ellis Heimat: Laupheim und Umgebung. Durch in der Stadt verteilte Spendendosen und Einzelspenden von engagierten Anwohnern hat Elli die Möglichkeit, Hilfe nicht am Geld scheitern zu lassen und kann, wenn nötig, schnell und direkt eingreifen. Danke für das Vertrauen und die kompromisslose Unterstützung!

Dr. Felix erklärt Corona vor der Sprechstunde

Wie ihr alle sicherlich auch, beobachten wir die Entwicklung der Lage hinsichtlich der Ausbreitung des Covid-19-Viruses mit Sorge. Die Zahlen steigen langsam, heute (5.4.20) gibt es in Kenia offiziell 142 Infektionen und 4 Todesfälle. Die Maßnahmen, die von der Regierung nach und nach seit dem ersten Fall eingeführt wurden, sind hier kaum anders als die in Deutschland. Geschlossene Schulen, Versammlungsverbot, Schließung der Grenzen, usw. Anders als in Deutschland gibt es in Kenia eine absolute nächtliche Ausgangssperre von 19 bis 5 Uhr, die auch mit aller polizeilicher Härte durchgesetzt wird.

Dafür ist der Alltag noch relativ normal: Menschen auf den Feldern (Regensaison!), auf der Straße, beim Einkaufen. Eine Erkrankung mit Covid-19 ist hier oft besonders gefährlich, weil viele ein schwaches Immunsystem haben und unter Vorerkrankungen leiden. Jeden Freitag kommt darum nun ein Arzt zur Schule, untersucht Kinder sowie Erwachsene und verteilt Medikamente. Das Einfachste, was man selbst zum Schutz vor Covid-19 im Alltag machen kann, sind Händewaschen und Abstandhalten. Damit das nicht in Vergessenheit gerät, verteilen wir an Familien in unserer direkten Umgebung Flyer. Es scheint, als könnten wir am Ende machtlos gegenüber dem Virus sein, aber wir wollen doch wenigstens unser Möglichstes tun!   

Bis die Tage und sonnige Grüße,
Meike